Rainer Schiffer: bis jetzt
Malen ist für Rainer Schiffer der Versuch, für seine Sicht der Dinge eine Signatur zu finden.

Dabei kommt es ihm nicht darauf an, eine Geschichte, ein Thema ins Bild zu setzen. Eher ist sein Thema, wie sich eine Struktur, Striche, Linien und Farben zu einem ,,Bild" entwickeln. Dennoch enthalten seine Bilder, auch wenn sie nicht figurativ sind, fast immer figurative Elemente, Assoziationen oder Andeutungen, die beim Malen entstehen und sich verdichten.

Oft sind sie nicht auf den ersten Blick sichtbar (das Offen-Sichtliche interessiert ihn nicht), werden ironisch verfremdet und relativiert. Und oft ist der Betrachter verunsichert, ob Schiffer das meint, was man zu sehen glaubt.

Ob die Magere Brug in Amsterdam, die Steinstele auf dem Monte Roja in Teneriffa - Synonym für Flaute statt Surfen -, die in einer Zeitung abgebildete Aufdehnung einer verengten Schlagader (vorher/nachher) - die Bilder spiegeln Rainer Schiffers spezifische bildnerische Verarbeitung dessen wieder, was ihn beeindruckt und ,,bewegt".

Spuren als Elemente mit Geschichte spielen immer wieder eine wichtige Rolle in der Malerei Schiffers. Sie finden sich formal in übereinander geschichteten Farben, getrockneten Farbresten, verlaufenen Farbspuren, die eine Art Narbengewebe auf der Bildoberfläche ergeben und das Unkalkulierte, Unvorhersehbare sowie den Prozess des Infragestellens und Korrigierens widerspiegeln. Glatte und makellose Bilder passen nicht zu Schiffers Herangehen. Ihn interessiert vorrangig, ob und wie es im Bild weitergeht.

Dabei ist seine Malerei von einer besonderen Form von Naivität geprägt. Diese erlaubt es ihm, unbefangen und unabhängig, ohne Tricks und stilistisches Sicherheitsnetz auszukommen. Schiffer mischt ständig im einzelnen Bild die Karten neu. Abstrakt-spontane Striche grenzen an eher graphische Silhouetten, in sich selbst ruhende, naturähnliche Szenen können von einer plötzlichen Figuration „gestört" werden. Ein eindeutiges Bild mit festgelegter Identität - für ihn persönlich uninteressant. Dennoch sind seine Bilder alles andere als beliebig. Vielmehr sind sie sensible und authentische Abbilder seiner Sicht der Dinge.